Am dritten Verhandlungstag vor dem Landgericht Leipzig rund um Organisierte Kriminalität trat am Mittwoch den 15. März 2017 unter anderem auch Anwalt Andreas Feneis von der "CMS Hasche Sigle Partnerschaft von Rechtsanwälten und Steuerberatern mbB" als Zeuge auf.
CMS Hasche Sigle Leipzig war seit Jahren die in betriebswirtschaftlichen Fragen von Unister kontaktierte Haus- und Hofanwaltskanzlei. Ein Insider sagte zu netz-trends.de: „Die haben nach meinen Schätzungen im Laufe der Jahre mit Unister Millionen verdient“. Ausgerechnet in dieser Beratungsfirma, hieß es vor Gericht in Leipzig, soll der vierseitige Kreditvertrag zum Rip Deal-Betrug, auf welchen Thomas Wagner in Venedig hereingefallen war, geprüft worden sein (netz-trends.de bietet den wahrscheinlichen Vertragsentwurf am Textende zum Download an).
Vor Gericht sagte Feneis, der extra aus Frankfurt angereist war, in den Kreditvertrags-Diskussionen mit Thomas Wagner sei es vor allem um die Frage gegangen, inwiefern Bargeld über die Grenze von Italien nach Deutschland gebracht werden dürfe, ohne dass der Tatbestand von angeblicher Geldwäsche hinterher im Raum stehe.
Vor der 16. Strafkammer des Landgerichts Leipzig, in welcher derzeit der Prozess gegen den dubiosen Rip-Deal Kreditvermittler Wilfried Schwätter, 69, aus Unna läuft, sitzt als Richterin neben dem Vorsitzenden Richter, dem Landgerichtspräsident Norbert Röger, auch Birgit Eßer-Schneider. Sie soll ihrerseits wiederum mit einem Mitarbeiter von CMS Hasche Sigle liiert sein, der auch Thomas Wagner beispielsweise in Grundstücksfragen beraten haben soll.
Vor der Gerichtsverhandlung zum Rip Deal wurde bekannt, dass das Telefon von Wilfried Schwätter erst ab dem 26. Juli 2017, also fast zwei Wochen nach dem Tod von Thomas Wagner, von der Polizei abgehört worden sei.
Schwätter soll mit seiner Frau bis zuletzt auf großem Fuße in einer gut 200 Quadratmeter großen Wohnung in bester Innenstadtlage von Unna gewohnt haben, berichtet eine Kennerin.
Zum Kopf des Organisierten Verbrechens rund um den Rip-Deal-Betrug in Venedig wurde zudem bekannt: Der Täter, welcher sich den Fake-Namen „Levy Vass“ gab, soll angeblich um die 1,65 Meter groß sein, um die 60 Jahre alt sein und relativ gut Deutsch können. Zudem sei er ein eitler Fratz, der sich gerne mit perfekten makellosen Schuhen, Anzügen und Handtaschen umgebe, mit welcher er gerne Eindruck auf seine Gegenüber mache.
Er gilt als gefährlich und könnte bewaffnet sein, lauten Berichte. Vom Akzent her, wird spekuliert, könne er zudem Grieche sein oder Jugoslawe, möglicherweise auch ein Mitglied des Fahrendes Volkes, also der im Volksmund als Zigeuner umschriebenen Gruppe.
Mit CMS Hasche Sigle soll Unister-Gründer Thomas Wagner, 38, noch eine Woche vor seinem Tod, am 6. Juli 2016, über den Kreditvertrag gesprochen haben, hieß es in dem Prozess vor dem Landgericht Leipzig.
Im Umfeld von Unister sind einige irritiert, nachdem nun vor dem Landgericht Leipzig bekannt geworden war, dass die Anwaltskanzlei, welche in die Prüfung des Kreditvertrages rund um den Rip Deal involviert war, ausgerechnet die ehemalige Unister-Hausanwaltskanzlei CMS Hasche Sigle war.
Monatelang war spekuliert worden, wer wohl für Unister-Gründer Thomas Wagner, der nach dem Rip Deal in Venedig beim Rückflug in einer Piper 32 über Slowenien sein Leben verloren hatte, rechtlich beraten hatte.
„Ich finde es absolut irritierend, dass man ja offensichtlich auch in rechtlicher Hinsicht nicht eindeutig genug Thomas Wagner von dem ganzen Geschäft abgeraten hat“, kommentiert ein ehemaliger Unister-Manager das Gerichtsverfahren. Zudem sagte er:
„Jetzt wird immer klarer, warum Thomas scheinbar einigermaßen sicher war, dass dieses Kreditgeschäft zwar ungewöhnlich ist, aber doch funktionieren könne.“
Wie perfide Thomas Wagner von der Organisierten Kriminalität hereingelegt worden ist, lässt sich auch in einer Mail eines weiteren Mitglieds der Rip-Deal-Bande von Venedig ablesen.
So hatte ein Mitglied der Rip-Deal-Bande noch am 21. Juni 2016 an einen weiteren Zeugen, der ebenfalls in Kürze vor dem Landgericht Leipzig gehört werden soll, die folgende Mail geschrieben und darin bei einem erhofften weiteren Opfer um die Eröffnung eines Kontos in Venedig geworben:
"Sehr geehrter Herr… unter Bezugnahme auf das heute mit Ihnen geführte Telefonat möchte ich Ihnen mitteilen, dass gem. Mitteilung des Darlehensgebers Herr Vass die Einrichtung eines Kontos in Venedig kurzfristig erfolgen kann. Dazu benötigt er einen schriftl. Auftrag und die Kopie Ihres Personalausweises. Alles Weitere wird direkt in Venedig erledigt.
Alcor Finance & Consult GmbH
Mit freundlichen Grüßen / Best regards / Saludos cordiales / Sincèrement vôtre 身体健康 / 万事如意 / 敬具/تحياتي Сердечные приветы
Heinz Beck ALCOR Finance & Consult GmbH."
Der Rip-Deal-Vertragsentwurf für Thomas Wagner sah nach Kenntnis von netz-trend.de mit sehr großer Wahrscheinlichkeit exakt so aus, wie im Anhang hier hinterlegt