Medizin Robert C. Gallo-Team startet in USA ersten Test mit HIV-Impfung an Menschen

Über 30 Jahr wird an einer Impfung gegen die vor allem sexuell übertragbare Immunkrankheit HIV geforscht. Millionen Menschen sind seitdem gestorben: Rund zwei Drittel Männer, ein Drittel Frauen. Die Kosten für die Forschung sollen jährlich bei geschätzt fast einer Milliarde Dollar liegen. Doch die Anstrengungen gegen die Sexualkrankheit HIV / Aids haben sich bislang gelohnt.

Bild: pixabay.com / frolicsomepl
Erste HIV-Impfung wird nun an Menschen in den USA getestet.

Auch wenn eine Heilung bislang nicht möglich ist: Mit der dauerhaften täglichen Einnahme von nur einer Tablette kann das beim Menschen sonst tödlich verlaufende HIV-Virus entweder aus dem Körper fast wieder eliminiert werden oder eine Infektion verhindert werden (mit Truvada von Gilead Science). Voraussetzung ist aber in beiden Fällen, dass man die Tabletten täglich nimmt – oder im Falle der HIV-Prävention wenigstens im Zeitraum der sexuellen Aktivitäten. Nach wie vor groß sind auch die Hoffnungen auf eine langfristig anschlagende HIV-Impfung. Sie könnte Milliarden Menschen schützen helfen. Erstmals wird nun zusätzlich ein HIV-Impfstoff im Rahmen einer klinischen Studie an Menschen getestet und zwar in den USA.

So startete in der US-Stadt Baltimore am 1. Oktober 2015 das "Institute for Human Virology" an der "University of Maryland School of Medicine" (UMD) die erste Phase einer klinischen Studien für eine neue HIV-Behandlung. Dabei wird getestet, ob man gesunde Menschen vor HIV mit einer Impfung schützen kann, wie es bei Affen bereits gelang. Gleichzeitig wird getestet, ob man bei HIV-Positiven Menschen eine Impfung hin bekommt, die sie wenigstens sechs Monate vor einem Ausbreiten des HIV-Virus im Körper schützt. Damit wäre dann die tägliche Tabletten-Einnahme ebenfalls Vergangenheit und ein großer weiterer Schritt im Kampf gegen AIDS erreicht.

Maryland Lt. Governor Boyd Rutherford ist stolz über die HIV-Forschung

Die HIV-Forschung wird in den USA traditionell von höchster staatlicher Stelle gefördert. Entsprechend erklärte jetzt der Maryland Lt. Governor Boyd Rutherford, er sei stolz, dass nun in Maryland erstmals eine HIV-Impfung an Menschen getestet werde: "Ich bin besonders stolz darauf, zu verkünden, dass diese erste Phase eines möglichen HIV-Impfstoffs von einem talentierten Team der UMD entwickelt wird.“ An den bahnbrechenden Entdeckungen rund um einen möglichen künftig wirkenden HIV-Impfstoff hätten neben der Hochschule auch Start-ups sowie staatliche Institutionen mitgewirkt, sagte der Gouverneur.

Allerdings sei man sich auch an der Uni Maryland einig, sagte der Gouverneur weiter, dass es nach wie vor „sehr viel Arbeit“ bedürfe, ehe man wirklich einen Impfstoff der Menschheit möglicherweise präsentieren könne. Die Hoffnung liege nun auf einem neuen FLSR Immunogen. Dieses soll das HIV-Oberflächenprotein enthalten und damit ein Andocken an gesunde Zellen verhindern.

Während der neue Wirkstoff möglicherweise gesunde Menschen mittelfristig lebenslang impfen könnte, hoffen die Wissenschaftler, könne möglicherweise auch erreicht werden, dass mit einer ein oder zwei Mal im Jahr verabreichten Dosis HIV-Infizierte faktisch wieder fast HIV-Viren-frei zu kommen seien. Zumindest so frei, dass im Blut oder sonstigen Dekreten kaum mehr HIV vorhanden sei, was auch eine Ansteckung anderer Menschen nicht mehr möglich mache.

In den USA gibt es rund 1,2 Millionen HIV-Positive - viele sind zwischen 18 und 30 Jahre jung

Nach wie vor ein großes Problem stellen die HIV-Viren dar, die sich im Körper verstecken, also nicht unbedingt im Blut aufzufinden sind. Die Rede ist von Proviren. Das erklärte Studienleiter Dr. Robert Siliciano vom Howard Hughes Medical Institute in Maryland. Er sagte in einem Interview, man sei nach wie vor nicht hoffnungslos, doch brauche man einfach weitere Forschung, um diese versteckten Proviren zu verstehen und aus ihren Verstecken zu locken und zu eliminieren. Bekannt ist, dass es rund 60 unterschiedliche Proviren gibt, was bedeutet: Ein möglicher HIV-Impfstoff muss entsprechend breit aufgestellt sein.

Alleine in den USA gibt es mittlerweile rund 1,2 Millionen HIV-Infizierte, in Deutschland sind es nach Schätzungen mindestens 100.000 Menschen, weltweit aber über 35 Millionen. Viele der Infizierten sind zwischen 18 und 35 Jahre alt. Gerade in Deutschland stecken sich überproportional viele junge Menschen an, die glauben, sie könnten gerade beim homosexuellen Verkehr – dem Hauptrisiko – über Wasser gehen und einmal ohne Kondom sei schon kein Problem. Doch Fakt ist: Für eine HIV-Infektion genügt ein einziger unsafer Sexualkontakt. Allerdings gilt zum Beispiel küssen als harmlos. Hochriskant ist die Übertragung von Blut oder Sperma auf den Geschlechtspartner oder die Benutzung von gleichem Drogen-Besteck, wie Röhrchen für Kokain (Nasenbluten).

Heute gilt für HIV-Positive: Je früher mit einer Tabletten-Therapie angefangen wird, desto besser, sagt die Forschung. „Innerhalb von nur wenigen Wochen lässt sich so die Virenlast im Körper von Hunderttausenden oder Millionen auf unter 20 Viren reduzieren“, erklärt ein Hamburger Arzt. Doch sind beispielsweise in den USA nach wie vor gut 80 Prozent der HIV-Positiven von Top-Medikamenten abgeschnitten, da sie keine gute Krankenversicherung haben. Die Zustände gelten in den USA teils immer noch als schlimmer als in Ländern wie Brasilien. Denn dort hat jeder Anrecht sofort fast kostenlos HIV-Tabletten zu erhalten.

Unterstützung der Forschung durch die Bill & Melinda Gates Foundation oder das U.S. Army Military HIV Research Program (MHRP)

Robert C. Gallo, Leiter des Impf-Forschungsteams in den USA, erklärte, dass man trotz der nun an Menschen gestarteten Testreihe es immer noch mit Grundlagenforschung rund um einen möglichen späteren HIV-Impfstoff zu tun habe. Das nun bevorstehende Test-Jahr sei „ein wichtiges Jahr, um zu erfahren, wie die Menschen und nicht die Versuchstiere reagieren". Im Forschungsteam des weltbekannten Forschers Gallo sind auch die Viren-Wissenschaftler PhD George Lewis, PhD Anthony DeVico oder PhD Tim Fouts von der in Baltimore ansässigen Profectus Biosciences, Inc., einem Start-Up rund um HIV-Forschung.

Die Forschungsarbeit wird unterstützt durch: die Bill & Melinda Gates Foundation, das U.S. Army Military HIV Research Program (MHRP), sowie zahlreichen anderen Institutionen, darunter auch das U.S. National Institute of Allergy and Infectious Disease.

Gefällt mir
2