Alternative zu WhatsApp: Chiffry Verschlüsselungs-Messenger aus Deutschland von netz-trends empfohlen

Dieser Dienst arbeitet nicht über amerikanische Server und verschickt nur verschlüsselt Nachrichten. Chiffry App selbst schreibt über seine Dienstleistung: "Chiffry ist eine App für Android und iOS, mit der Sie vertraulich und sicher kommunizieren":

Wir machen es jetzt öffentlich: netz-trends.de möchte sich die Entrechtung der Verbraucher durch die neuen AGBs bei WhatsApp nicht mehr bieten lassen. Wir steigen aus, boykottieren diesen Dienst, der in einem unerhörten Ausmaß nach unserer Ansicht Rechte von Nutzern mit Füßen tritt. Unsere Empfehlung von netz-trends.de: Der neue deutsche Verschlüsselungs-Messenger Chiffry. Chiffry bekam sogar vom "Bundesamt für IT-Sicherheit in der IT-Technik" das Siegel "ITSecurity Made in Germany".

Dank "modernster Verschlüsselungsstandards" könne man "sicher Nachrichten versenden, vertrauliche Bilder, Videos, Kontakte und Standorte teilen, abhörsicher telefonieren". Zwar sehen auch wir das alles als relative Größen, aber es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Auch überzeugte uns ein umfangreiches Porträt in der Mitteldeutschen Zeitung, in welchem der Autor Steffen Könau das Projekt umfangreich vorstellte (Ausgabe vom 6. Mai 2014, S. 3).

Demnach habe der 23-jährige Informatiker André Gambit mit seiner Alternative zu Whatsapp, Viber, Threema (gilt bei einigen in der IT-Szene ebenfalls nicht als ganz sicher), Telegram, WeChat, Kakaotalk, Line & Co vor allem ein Ziel gehabt: Mittels einer "Verschlüsselungstechnik, welche bereits während des Zweiten Weltkrieges angewendet wurde, das Senden von Nachrichten, Bildern oder Telefonieren mit dem Smartphone sicherer zu machen.

André Gimbut selber bekam in der Firma seines Vaters, welche sich "Digittrade" nennt, die Chance, in über einem Jahr gemeinsam mit Kollegen eine als (relativ) abhörsichere App zu entwickeln - und zwar im kleinen Dorf Holleben, in der Nähe von Halle.

Der Bericht in der Mitteldeutschen Zeitung zu Chiffry.

Nach Ansicht von Gimbut habe er sich zur Entwicklung eines abhörsicheren Instant Messenger für das Handy entscheiden, da er nach eigener Untersuchung festgestellt habe, dass die bislang auf Handys verwendbaren Messengerdienste "allesamt unsicher" seien. Zwar gebe es graduelle Unterschiede, aber nicht erhebliche. Grundsätzlich, sagt er, wonach mit Blick auf Whatsapp, Viber (in Israel entwickelt) & Co gelte, dass man "keinem privaten Dienst Daten anvertrauen sollte".

Doch genau das machen weltweit mittlerweile über eine Milliarde Menschen fast täglich: Private Nacktbilder, Nachrichten, Firmengeheimnisse, Beziehungsstreitereien, Krankheiten und Finanznachrichten versenden.

Whatsapp weiß fast alles über seine Kunden - ist faktisch der ständige Spion in der Hosentasche. Zwar sagt Whatsapp, ein US-Unternehmen welches kürzlich für 19 Milliarden US-Dollar von Facebook übernommen worden ist, man nehme den Datenschutz sehr ernst, doch bestehen einmal mehr seit der nun bekannt gewordenen Änderung der Whatsapp-AGBs – also der Allgemeine Geschäftsbedingungen - daran mal wieder erhebliche Zweifel.

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass an US-Diensten Zweifel bezüglich der Datensicherheit in Europa, Deutschland, Österreich oder der Schweiz aufkommt. Wer derzeit bei Whatsapp das "ich habe die Nutzungsbedingungen gelesen und akzeptiere sie" bestätigt, gibt umfangreiche Rechte an den Handydienst ab. Doch immer mehr sind der Meinung: Einige Klauseln der aktuellen AGBs von Whatsapp „sind nach EU-Recht, sind nach deutschen Recht, illegal und unwirksam“, so eine Leipziger Anwältin.

Besonders auf Kritik stößt in den Whatsapp ‘Terms of Service' der Punkt 5.B.ii: Wer das mit einem pauschalen Häkchen in den AGBs bestätigt, tritt umfangreich Recht an den eigenen Bildern an Whatsapp ab. „Im schlimmsten Fall könnte also Whatsapp seine eigenen Nutzer verklagen, sollten sie die Fotos anderweitig als im Facebook-Netzwerk nutzen“, so die Anwältin. Was vielen nicht klar ist: Whatsapp sichert sich damit das Recht, die privaten Fotos seiner Nutzer sogar kostenfrei wiederzuverwerten - also anderweitig zu nutzen.

Wie das mit der Aussage von Whatsapp zusammenpassen soll, wonach Whatsapp angeblich das Urheberrecht sowie die Persönlichkeitsrechte der Fotos nach wie vor beim Nutzer belassen wolle, ist unklar.

Gegenüber RTLaktuell.de lässt sich jedenfalls der Medien- und Internetanwalt Christian Solmecke mit den Worten zitieren, wonach ihn das, was "bei WhatsApp steht... echt geschockt" habe. Dabei sei er "einiges gewohnt". Weiter sagte er, wonach Whatsapp "mit Datenschutz und Privatsphäre echt nichts am Hut" habe.

Und genau da möchte nun der deutsche Whatsapp-Konkurrent und -Ersatz, Chiffry, einsteigen. So sagt der 23-jährige Chefentwickler vom Handy-Nachrichtendienst Chiffry, wonach niemand seine privaten Daten einem anderen anvertrauen solle - schon gar nicht einem Handydienst. Die Daten landeten auf den Servern von Whatsapp, Viber & Co und blieben "dort auch für immer", so Gimbut.

Den von Whatsapp, Threema oder Line verbreiteten Stellungnahmen, wonach man die Sicherheit durch Verschlüsselungs-Techniken erhöht habe oder sicherstelle, misstraut Gimbut. Die Mitteldeutsche Zeitung zitiert ihn mit den Worten: "Doch wenn man sich das genau anschaut, sind das am Ende alles Messenger, über die nur eine ganz dünne Sicherheitsschicht gezogen wurde".

Deshalb habe er nun mit seinem Entwickler-Team Chiffry geboren. Zuvor studierte André Gimbut in Halle und Bochum Informatik mit den Schwerpunkten Kryptografie (Wissenschaft der Verschlüsselung) und IT-Sicherheit.

Sein Handy-Messenger basiere darauf, dass Chiffry "das Prinzip der verschlüsselten Digittrade-Festplatten auf die Nachrichtenübermittlung" anwende. Der Begriff "Digittrade" bezieht sich auf den Namen der IT-Firma, in welcher Chiffry entwickelt worden ist.

Dabei habe, führt André Gimbut in der Mitteldeutschen Zeitung aus, die Entwicklung von Chiffry schon vor der Entdeckung des NSA-Abhör- und Mitlese-Skandals Mitte 2013 begonnen. Dabei habe man zunächst gedacht, man können einen sicheren Handy-Messenger innerhalb von drei Monaten entwickelt, doch das habe sich sehr schnell als Fehleinschätzung erwiesen.

Zunächst habe man, so Gimbut, die in Messenger-Diensten verwendete "Code-Bibliothek" über Bord werfen müssen. Das sei vor allem deshalb notwendig gewesen, damit "da niemand eine Hintertüre einbauen" könne. Deshalb habe man in der Chiffry-Software "jede Zeile Code von den 15 Mitarbeitern" schreiben lassen und zwar "unter größter Geheimhaltung". Dabei habe er Wert darauf gelegt, dass nicht alle in der Firma wussten, an welchem Projekt überhaupt gearbeitet werde.

Am Ende stehe nun Chiffry, eine "mächtige Verschlüsselungsmaschine" biete. Dies mache das Senden von Fotos, Videos, Nachrichten und gar das Führen von Telefonaten sicher. Dabei, so Gimbut, könne weder er noch in seiner Firma jemand das lesen oder sehen, was über das Smartphone per Chiffry gesendet werde. Der Unterschied zu Whatsapp & Co liege in folgendem Umstand, sagte André Gimbut der Mitteldeutschen Zeitung:

"Dort wird im Klartext geschrieben, gesendet, gespeichert, weitergesendet und wieder gespeichert, so dass am Ende nicht nur der Sender und Empfänger, sondern auch der Postbote eine Kopie der Nachricht besitzt". Chiffry arbeite hingegen gänzlich anders.

Das Handy-Nachrichtensystem Chiffry verwandele vor dem Versenden einer Nachricht oder eines Fotos eben diese zu einem "Brei aus Zahlen und Zeichen". Das werde dann über die Chiffry-Server an den Adressaten geleitet. Anschließend würden die gesendeten Daten wiederum vom Chiffry-Server automatisch gelöscht.

André Gimbut ist sicher: "Dazwischen gibt es keine Chance, Einblicke zu bekommen". Das gleiche Prinzip werde für Telefonate angewendet, welche ebenfalls verschlüsselt ermöglicht würden. In der Mitteldeutschen Zeitung lässt sich Chiffry-Chefentwickler André Gimbut mit den Worten zitieren, wonach "die Verschlüsselung (beim Telefonieren) ein gleichbleibendes Rauschen" erzeuge, so dass "ein Mithörer nicht einmal erkennen könnte, wann gesprochen und wann geschwiegen wird".

Doch damit dieses möglich werde, dafür seien komplexeste technische Abläufe im Hintergrund notwendig. Was André Gimbut an anderen Messenger-Diensten ebenfalls störe, ist, dass die Kette der Entwickler zu breit gestreut sei. So habe er im Falle eines Wettbewerbers festgestellt, schreibt die Mitteldeutsche Zeitung, dass "die Initiatoren in den USA" säßen, "die Programmierer in Weißrussland und alle Einnahmen nach Zypern" fließen würden.

Großen Wert legt Chiffry darauf, dass die Server in einem verplombten Schrank in einem großen Rechenzentrum in Sachsen-Anhalt stünden. Dabei sei sichergestellt, "dass da niemand rankommt". Außerdem unterliege die gesamte Infrastruktur dem deutschen Datenschutzrecht und nicht, wie beispielsweise im Falle von Whatsapp, dem wesentlich lascheren amerikanischen.

Besonders eklatant ist der Unterschied bezüglich der in Deutschland und den USA möglichen Verschlüsselungstiefe: In Deutschland gibt es hier keine Einschränkungen, in den USA sehr wohl. Denn in den USA sichert sich der Staat grundsätzlich die Möglichkeit, in alles und überall mithören zu können und alles mitlesen zu können. Nur so konnte die amerikanische Mega-Stasibehörde NSA auch das Telefon der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) anzapfen und faktisch alle geführten Telefonate der Deutschen mithören und automatisch aufzeichnen, auch sämtliche SMS oder Milliarden von deutschen gesendeten Emails mitlesen.

Dass Chiffry nicht nur eine Phantasie ist, sondern auch von höchster Stelle als abhörsicher akzeptiert wird, zeigt sich daran, dass sogar das „Bundesamt für IT-Sicherheit in der IT-Technik“ Chiffry das Siegel "ITSecurity Made in Germany" verliehen hat. Dieses bezeichnet die Firma von Chiffry "als Ritterschlag". Doch es gibt auch einen Preis hierfür: Ein Verkauf in die USA von Chiffry sei unmöglich, da nach amerikanischem Recht Chiffry zu abhörsicher sei, sagt André Gimbut.

Bislang ist das Basispaket von Chiffry kostenlos - und das solle vorerst auch so bleiben, sagt Gimbut. Geld verdienen wolle Chiffry "mit einer Premiumvariante", mit welcher beispielsweise Firmen "eine komplett verschlüsselte Technik für die interne Kommunikation bekommen".

Doch auch Whatsapp ist nicht kostenlos. Vielmehr müssen die rund 500 Millionen Nutzer ebenfalls jährlich eine kleine Gebühr von rund 90 Cent je Nutzer bezahlen. Den Gewinn bringt hier die Masse.

Nachdem in die Entwicklung von Chiffry wohl schon einige Hunderttausend Euro investiert worden sind, ist der Handy-Nachrichtendienst nun darauf angewiesen, dass die App auch auf den Handys, Android oder iOS, installiert wird.

Netz-Trends.de machte bereits den Test: Unser Ergebnis: Wir sind zufrieden. Die Nachrichten-Möglichkeit ist übersichtlich, das Hinzufügen von Kontakten auch. Doch im Gegensatz zu Whatsapp wird nicht automatisch das komplette eigene Telefonbuch ausgelesen, sondern man muss sich manuell entscheiden, wen man in das derzeit als abhörsicheres Chiffry-System hinzufügen möchte.

Das ist zwar etwas umständlicher, führt aber eben zu mehr Sicherheit. Deshalb meinen mir: Diese Mühe sollte man sich machen. Der Rest ist so komfortabel wie bei Whatsapp, Viber und & Co: Fotos können umgehend verschickt werden, Nachrichten oder Fotos auch. Auch das verschlüsselte Telefonieren klappt einwandfrei, sofern die eigene Internetleitung funktioniert.

Noch nicht sehr gut ist der Kundenservice: Zwar kann man eine Nachricht senden, doch erhält man nach unserer Erfahrung in der Regel kaum individualisierte Antworten, sondern Standard-Antworten. Das mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass ein kostenloser Dienst einfach nicht die Finanzen hat, um unzählige Mitarbeiter für Kunden-Support einzustellen. Deshalb sehen wir über diesen Umstand etwas großzügig hinweg.

Dabei sagen wir aber auch, dass ein Fakt immer bleiben wird: Eine Verschlüsselungstechnik funktioniert, so lange, wie sie keiner entschlüsselt hat. Auch im Zweiten Weltkrieg konnten schließlich Verschlüsselungen entschlüsselt werden - doch das ist schwierig und die Verschlüsselungstechnik entwickelt sich ständig weiter. Insofern hat Chiffry unser Vertrauen. Doch trotz allem gilt: Staatsgeheimnisse sollte man generell nicht über sein Handy oder eine E-Mail versenden.

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