Studie Einkommen 50 Städte USA: San Francisco hat größtes Gefälle Arme und Reiche

In den USA gerät das Einkommensgefälle zwischen Arm und Reich, zwischen Mittelschicht und Superreich, immer weiter auseinander. Dabei gibt es von Stadt zu Stadt enorme Unterschiede. Am drastischen ist es in San Francisco – Heimatstadt von Google, Intel, Oracle & Co.

Das belegt jetzt die umfangreiche Studie "Income Inequality in America's 50 Largest Cities, 2007-2012". Die Untersuchung wird im Rahmen der "Brookings Institution analysis of 2007 and 2012 American Community Survey data" durchgeführt.

Herausgeber des Einkommensatlas der USA ist die amerikanische Non-Profit-Organisation "Brookings Institution" aus Washington D.C. Das Ziel der Organisation ist seit gut 100 Jahren "independent research and innovative policy solutions" (unabhängige Forschung für innovative politische Lösungen).

Das wichtigste Ergebnis der Studie zum Einkommen in den USA: Ob es viele Reiche oder Arme gibt, hängt meist auch von der örtlichen Wirtschaftsstruktur ab. So ist New York City "home to investment bankers and busboys", San Francisco gilt als Hochburg der Internet entrepreneurs (Google, Whatsapp, Intel, Oracle etc.) und Grocery Clerks, Boston wiederum gilt als Heimat der reichen und besonders im medizinischen Sektor innovativen Biotechnologie.

Es sind auch die drei Städte - New York City, San Francisco sowie Boston - in denen es die größten Einkommensunterschiede in den USA gibt, belegt die Brookings Analysis zum Einkommen in den Städten in den USA.

Vergleicht man allerdings nur die Superreichen mit der Schicht der Armen in den 50 größten US-Städten, so klafft der größte und dramatischste Spalt in Atlanta auf.

Klar ist: Selbst unter den Superreichen gibt es von Stadt zu Stadt in den USA noch sehr große Vermögensunterschiede: So kommen die reichsten Top-5-Haushalte in den USA nicht an das Einkommen und Vermögen der Top-5-Haushalte in San Francisco heran. Dennoch gehört Atlanta zu jenen Städten, in denen es das schlimmste Gehaltsgefälle zwischen Arm und super-rich gibt. Allerdings sind sich Analysten der neuen Einkommensstudie in den USA einig, wonach dieses weniger daher rührt, dass in Atlanta die Reichen noch reicher werden (was de fakto so ist), sondern eher daran, dass die Armen immer Ärmer werden und die Anzahl der Armen drastisch zunimmt.

Laut Studie verdienen in San Francisco 5 % der Haushalte über 353.000 Dollar im Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland verdienen weniger als 1 % mehr als 170.000 Euro im Jahr – allerdings ist der Wohlstand in Deutschland wesentlich besser verteilt als in den USA. Auffallend ist zudem: Während die Top-5-Haushalte in San Francisco auf 353.000 Dollar im Jahr kommen, ist der Wohlstand unter den 5 % der wohlhabendsten Haushalte in Atlanta mit durchschnittlich 280.000 US-Dollar im Jahr etwas niedriger.

Aber: Jede 5. Person in San Francisco (20 %) verdient mit einem Jahreseinkommen von 21.313 Dollar weniger als Arbeitnehmer im Schnitt in der ostdeutschen Stadt Leipzig. Selbst die Bürger in Libyen kommen mit einem durchschnittlichen Bruttojahreseinkommen von 17.000 Euro an das heran, womit sich 20 % in der wesentlich teureren Stadt San Francisco begnügen müssen. Doch: In der US-Stadt Atlanta muss sich jeder 5. Bürger - also auch 20 % - sogar lediglich mit rund 15.000 Dollar im Jahr begnügen. Bei einem solchen Einkommen würde in Deutschland noch nicht einmal eine Einkommenssteuer anfallen.

Immerhin gibt es in San Francisco einen gesetzlich und örtlich festgeschriebenen Mindestlohn von 10,55 Dollar die Stunde oder 7,69 Euro. Dieser Betrag ist niedriger, als er derzeit in Deutschland geplant ist (8,50 Euro) und gilt dennoch als höchster Mindestlohn in allen amerikanischen Städten ("the highest guaranteed income for low-wage workers in the country").

Eine sehr hohe Armutsrate gibt es auch in vermeintlich glamourösen Städten wie Miami oder New York. In Miami verdienen beispielsweise die 20 % der einkommensschwächsten Bürger immer noch weniger im Schnitt pro Jahr als die 20 % der einkommensschwächsten Bürger in der Region Virginia Beach. In Miami leben unter den 50 größten Städten der USA am drittmeisten arme Menschen, also Angehörige der "poor households with very low incomes".

Dennoch gilt die Heimatstadt von Google, Intel oder Oracle - San Francisco mit dem Einzugsgebiet von Silicon Valley - als jene amerikanische Stadt, in der es die größten sozialen Unterschiede zwischen den Bürgern gibt. Nirgends treffen Reiche und Arme so drastisch aufeinander wie dort. Längst ist dieses Problem zu einem großen politischen geworden.

Mittlerweile finden sich an jeder zweiten Straßenecke in San Francisco obdachlose Menschen, die mit wenigem Hab und Gut auf der Straße auf ihren dünnen Pappkartons schlafen und mittags versuchen in den christlichen oder städtischen Suppenküchen ein kostenloses Essen zu bekommen. Dabei stehen mittags längst nicht mehr nur die Obdachlosen für eine Suppe oder ein sonstiges Mittagessen an, sondern immer mehr Mitglieder der Mittelschicht.

Wie aufgeladen dort die Stimmung ist, lässt sich daran erkennen, dass, wer versucht eine solche Szene zu fotografieren, sofort für einen Aufstand an der Suppenküche sorgt. Die Armut in der Stadt der Golden Gate Bridge (1937 eröffnet) möchte sich nicht fotografieren lassen. Man schämt sich.

Brookings Institution sagt, dass das drastische Einkommensgefälle zwischen Arm und Reich derzeit schlimmer in den USA wäre, als zu Zeiten der Great Recession, also der großen Rezession in den 1930er Jahren.

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