Keine Frage - der Mann hat Talent: Kim Dotcom oder der Mann der einst Megaupload gründete, jene Plattform, die über Jahre hinweg weltweit zu den zehn am meist besuchten Webseiten gehörte. Was viele nicht wissen: Kim Dotcom heißt eigentlich Kim Schmitz und wuchs im norddeutschen Örtchen Kiel auf, einige behaupten auch in Pinneberg. Seit einiger Zeit wohnt er nun in einer 20 Mio.-Dollar-Villa in Neuseeland und zeigt den US-Schnüffelnasen des FBI den Stinkefinger. Jetzt widmete ihm die Financial Times auf einer ganzen Zeitungsseite ein Porträt: Kim dem Dicken, Kim, dem Mann der alles kann.
Es gibt nur wenige Personen im Geschäftsleben - von Kim Jong Un dem jungen Herrscher Nordkoreas - einmal abgesehen, auf den das US Departement of Justice (DlJ) eine solche Hasskappe schiebt, wie auf Kim Dotcom alias Kim Schmitz (oder umgekehrt), mittlerweile 39 Jahre alt. Die US-Behörden hassen Nicht-Amerikaner die das Internet aufmischen. Wenn er sich dann noch Kim Dotcom nennt, ist das Maß für die Amis nicht nur voll, sondern übergelaufen. So werfen ihm das FBI und das US Departement of Justice alle möglichen Rechtsbrüche vor: "massive online piracy" - also Internet-Piraterie - die schärfste Variante von Urheberrechtsverletzungen also.
Kim Dotcom versteht es seit über zehn Jahren sich zu inszenieren, wie kaum ein anderer: Mal zeigt er sich mit fettem Rolls Royce, dann mit einem Hubschrauber oder seit über zwei Jahren in einer Mega-Villa in New Zealand. So schreibt denn auch die Financial Times: "And unlike the North Korean leader, Dotcom is, in the eyes of many, closer tocartoon hero than cartoon baddie."
Die USA werfen Dotcom vor, er hätte über 175 Mio. US-Dollar durch illegale Internetgeschäfte sich angeeignet - konkret durch "Copyright infringement, racketeering, money laundering". Das wiegt in den USA schwerer als Mord oder Totschlag. So wollen die USA Kim Dotcom, beziehungsweise Kim Schmitz, am liebsten auch 50 Jahre in das Kittchen stecken. Doch der wehrt sich erfolgreich dagegen.
Zu Spitzenzeiten vereinte Schmitz auf Megaupload.com 4 Prozent des weltweiten Internet traffics oder 50 Mio. Seitennutzer am Tag. Die US-Sittenpolizei wirft Dotcom vor, die meisten Nutzer seien nur aus einem Grunde auf megaupload.com gewesen - "for illegally download movies, music and games" (O-Ton Financial-Times). Dem halten Dotcoms sechs Anwälte entgegen, wonach "a service provider cannot be prosecuted for third-party activities". Auf diesen Standpunkt zieht sich bislang auch YouTube zurück.
So schreibt denn auch die FT: "The case is front and centre of a raging controversy over where to draw the line between internet freedom and protection of intellectual property rights." So verweist die Financial Times auf den Fall YouTube: "Online providers, such as YouTube, are protected by 'safe harbor' legislation, which means they cannot be held liable for copyright-infringing material so long as they don't know it's there and act swiftly to remove it when informed."
Einige sehen Dotcom auf einer Ebene mit WikiLeaks-Founder Julian Assange oder dem Internet-Aktivisten, der vergangenes Jahr Selbstmord beging, Aaron Swartz.
Viel Feind viel Ehr besagt ein gutes altes deutsches Sprichwort nach dem auch Kim Dotcom zu leben scheint. Jedenfalls hielten ihn die drohenden drastischen Strafen aus den USA nicht davon ab, kürzlich ein neues Internetprojekt zu starten - nämlich mega.co.nz. Die Seite erklärt Dotcom mit Freunden wie folgt: "We are a dedicated group of technologists who were given the time, opportunity and Internet access to build an awesome cloud storage service that will help protect your privacy....Unlike most of our competitors, we use a state of the art browser based encryption technology where you, not us, control the keys. Our design group includes Kim Dotcom, Mathias Ortmann, Bram van der Kolk, and Finn Batato. Our CEO, Vikram Kumar, has been Chief Executive of InternetNZ, a non-profit organization promoting the vision of an 'open and uncapturable Internet'. We hope you like it."
Zur Eröffnung von mega.co.nz im Januar 2013 inszenierte er teils den Versuch der Amerikaner nach, ihn mit Hilfe der Polizei von Neuseeland hollywoodreif festnehmen zu lassen. Dabei hatten sich mehrere schwarz vermummte Polizisten über seinem riesigen Anwesen von zwei Helikoptern abgeseilt.
Insgesamt 70 Polizisten waren im Einsatz ("special armed police"). Es dauerte mehr als zehn Minuten ehe sie Dotcom ausfindig machen konnten. Denn Kim Dotcom wäre nicht Dotcom, hätte er nicht auch für solche Situationen mit einem Geheimraum hinter einer Toilettenwand vorgesorgt ("secret attic room").
Doch die Polizeiaktion hatte ein drastisches Nachspiel und der oberste Gerichtshof von Neuseeland stellte in einem Gerichtsverfahren später fest, dass die komplette Polizei-Invasion auf Dotcoms Anwesen illegal gewesen sei. So stellt denn auch Dotcom heute fest: "The whole thing was a big show to present me as some kind of criminal mastermind overlord", lässt er sich in der Financial Times und unzähligen anderen Medien weltweit zitieren.