Von Wolfgang M. Seemann - Vor zehn Jahren, im Jahr 2001, platzte die große Internetblase an der Börse. Weit über 100 Milliarden Euro lösten sich über Nacht im Nichts auf. Prominentestes Beispiel: EMTV von Thomas Haffa. Ein Münchner Unternehmen, das damals an der Börse zeitweilig mehr wert war, als die Lufthansa. Neue Haffas gibt es in Deutschland nicht, aber einige talentierte junge Unternehmer allemal.
Netz-trends.de stellt zehn Jahre nach dem Platzen der Internetblase in einer losen Serie erfolgreiche Internet- und Software-Jungunternehmer Deutschlands vor. Unsere Serie beginnt mit dem Leipziger Thomas Wagner, 34, Gründer von Unister. Unister gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Internetunternehmen, vermittelt nach Branchengerüchten unter anderem Reisen im Wert von über einer Milliarde Euro. Im Bereich des Onlineverkaufs von Pauschalreisen und Flugtickets ist das Unternehmen in Deutschland Marktführer, expandiert aber auch in Europa.
Man schrieb das Jahr 2002: Der aus Dessau stammende Thomas Wagner hatte an der Uni Leipzig Betriebswirtschaft studiert, das Studium aber abgebrochen und sich stattdessen selbst das Programmieren mit Hilfe von Büchern beigebracht. In bester Garagen-Start-Up-Manier legte er von nun an in einem Leipziger Studentenwohnheim den Grundstein für eines der erfolgreichsten europäischen Internetunternehmen, Unister. Heute kann der 34jährige junge Unternehmer auf ein stolzes Unternehmen mit 1.500 Mitarbeiter blicken – mit Standort in Leipzig, aber auch in Städten wie Berlin, Dresden, Chemnitz, Magdeburg oder Stralsund.
Unister ist vielfältig aufgestellt. Das Spektrum des E-Commerce-Unternehmens führt von Reisevermittlungsportalen (ab-in-den-urlaub.de, fluege.de), über Versicherungsvergleichs-Portale (geld.de), hin zu Börsenportalen (börsennews.de), Nachrichtenportalen (news.de) oder auch kredit.de. Mehr als 30 nationale und internationale Webseiten gehören mittlerweile zu Unister. Dabei liest sich das Portfolio wie das who ist who der Top-Level-Domains: Ob auto.de, geld.de, fluege.de, shopping.de – diese Domains gehören weltweit zum Besten und Teuersten was der Markt zu bieten hat. Alleine für die Webadresse shopping.de blätterte Unister 1,96 Mio. Euro hin. So teuer waren weltweit lediglich zwei Dutzend andere Domains.
Keine Frage: Unister hat Internetgeschichte in Deutschland geschrieben. Ab-in-den-urlaub.de ist Deutschlands größtes Portal im Online-Verkauf von Pauschalreisen, fluege.de ist als unabhängiges Flugportal Marktführer im Online-Verkauf von Flugtickets und hat Verträge mit über 750 Fluglinien. Erfolg aber ruft Neider und Kritiker auf den Plan. Thomas Wagner kennt das Spiel.
Ständig muss er sich mit Kritik am rasant wachsenden Unternehmen auseinandersetzen. Besonders hervorgetan mit Kritik hat sich die Verbraucherzentrale Sachsen gegenüber Deutschlands Online-Reiseportalen. Ihr Vorwurf an die Reisebranche, beispielsweise auch an Unisters Flugbuchungsportal fluege.de (3,3 Mio. Seitenbesucher im Monat): Die Preise seien nicht immer genug ausgezeichnet, der Endpreis stimme nicht immer mit dem Anfangspreis überein (Artikel mit Hintergründen: http://de.wikipedia.org/wiki/Internetbuchungsmaschine).
Doch: Das Endpreis und Anfangspreis einer Flugbuchung nicht immer übereinstimmen, gilt für 60 Prozent aller Flugportale in Deutschland - beispielsweise auch für opodo, ebookers oder flugladen. Auffällig: Die Verbraucherzentrale Sachsen nennt namentlich fast immer nur fluege.de und tut gerne so, als würden die anderen Flugportale es anders machen.
Gründe, warum Anfangs und Endpreis beispielsweise auf Flugbuchungsportalen wie fluege.de nicht immer übereinstimmen:Kunden erwerben zum Flutticket eine Reiserücktrittsversicherung, einen Umbuchungsservice oder eine Kreditkarte, die vom Reiseportal mit höheren Gebühren belastet wird, als eine andere.
Mit "konstruktiver Kritik" könne Unister-Gründer Thomas Wagner leben, auch wenn er die bei der Verbraucherzentrale Sachsen mittlerweile deutlich vermisst. "Wir verkaufen mehrere Millionen Flugtickets im Jahr. Das Beschwerdeaufkommen in der Verbraucherzentrale Sachsen liegt bei 0,1 Prozent unserer Reisekunden" so Wagner zu netz-trends.de.
Er nehme Vorwürfe ernst und passe selbstverständlich auch einmal das eine oder andere im Buchungsprozess an die veränderten Bedürfnisse der Verbraucher an. Wagner: "Die Mehrheit der Verbraucher aber sind für uns die ausschlaggebende Richtschnur." Und diese Mehrheit habe eben, was Millionen Reise-Kunden auch bestätigten, kein Problem mit der Preisdarstellung.